Mannheim (Dezember 2019) - Der 15. Bundeskongress der Kommunalen Kinos widmete sich vom 6. bis 8. Dezember 2019 den stadtplanerischen, architektonischen und technologischen Anforderungen an ein kommunales Kino der Zukunft und dessen Verbindung mit anderen kulturellen Einrichtungen und Akteur* innen in einer Stadt oder Gemeinde.
An das Kino stellen sich zurzeit komplexe Aufgaben und Herausforderungen: die mediengeschichtliche Besonderheit des Kinos zu erhalten und zugleich ein Publikum über die Qualität des Programmangebots, der Architektur, der Gastronomie, der Arbeitsmöglichkeiten und der Partizipation zu erreichen. Das Kino muss auch ökologisch und technologisch höchsten Ansprüchen genügen. Das kommunale Kino der Zukunft muss Kultureinrichtungen einer Stadt wie Theater oder Museen begegnen, als zentraler Ort des Gesprächs, des Austauschs, der lebendigen und engagierten Debatte funktionieren; als Ort der Bewahrung und Vermittlung von Film- und Kinokultur. Doch welche Rolle spielt es aktuell tatsächlich neben anderen kulturellen Einrichtungen in einer Stadt, welche in Konkurrenz zu anderen (kommerziellen) Freizeitangeboten? Wie bedingen dabei seine architektonische Beschaffenheit und sein Standort seine Funktion, wie fügt es sich in seine Umgebung?
In Vorträgen und Themengesprächen wurden diese Fragestellungen aufgegriffen und innovative Modelle aus dem ln- und Ausland als Inspiration und Möglichkeitsräume vorgestellt. In Berichten aus der Praxis und in den Arbeitsgruppen wurden Strategien für die Praxis erarbeitet und unter moderatorischer Anleitung innovative Ideen mit Erfahrungen der Teilnehmenden selbst aus ihrer Arbeit in den unterschiedlichen Kinoformen konstruktiv verbunden. Das Filmprogramm bestand aus aktuellen Restaurierungen der auf Filmgeschichte spezialisierten deutschen FIlmarchive. Das abschließende Podiumsgespräch mit deren Vertreter*innen bot die Möglichkeit, sich über den Stand der Verfügbarkeit und Sichtbarkeit des Filmerbes im Kino zu informieren.
Der Kongress richtete sich neben Fachbesucher*innen und Mitgliedern des Verbandes explizit auch an ein interessiertes Kinopublikum sowie Studiengänge der film- und medienwissenschaftlichen Studiengänge.
Programmauszug
Samstag, 07.12.2019, Cinema Quadrat Mannheim
22:00 Filmprogramm: Sieben Ohrfeigen, Paul Martin, Deutschland 1937, s/w, Mono, 98min.
Vorgestellt von Fabio Quade (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden)
Ein Kursverfall seiner Aktien ruiniert dem jungen William Tenson MacPhab sein gesamtes Vermögen von sieben Pfund. Tensons macht den Stahlmagnat Astor Terbanks für das Unglück verantwortlich. Durch einen Trick verschafft er sich einen Termin bei dem Unternehmer, doch Terbanks lässt ihn hinauswerfen.
Tenson sinnt auf Rache: Am nächsten Tag ist in der Zeitung zu lesen, Tenson wolle dem alten Herrn im Lauf der kommenden Woche sieben Ohrfeigen verpassen, damit dieser er ein wenig mehr Respekt vor der Zahl Sieben bekomme. Täglich bekommt Terbanks eine Backpfeife von dem gewitzten Tenson, und täglich macht die Presse eine Schlagzeile daraus. Tenson bekommt sogar Fanpost. So gibt sich auch Terbanks‘ Tochter Daisy als Bewunderin des "Rebellen" Tenson aus und schafft es, ihn zu treffen. Sie versucht, ihn von der Vollendung seiner Rache abzubringen, aber scheinbar ohne Erfolg...
Sieben Ohrfeigen ist ganz im Stil der in Hollywood populären Screwball-Comedies inszeniert. Die Bekanntheit des Ufa Traumpaars Lilian Harvey und Willy Fritsch sowie die geistreichen von Curt Goetz geschriebenen Dialoge tragen den Film. Um das internationale Flair zu unterstützen wurde die Handlung nach London verlegt, die Aufnahmen entstanden aber überwiegend im Studio. Die Filmbauten stammen von Otto Hunte. Der deutsche Komponist Friedrich Schröder komponierte die Schlager „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ und „Chinamann“.
Der Film wurde im Jahr 2019 anhand des Original-Negativs digitalisiert und restauriert. Die Digitalisierung wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Sonntag, 08.12.2019, Karlstorkino Heidelberg
10:30 Podiumsgespräch: Konditionen, Leihverkehr, Digitalisate und Kopien, Sichtbarkeit von Filmerbe im Kino
Mit: Stefan Drößler (Filmmuseum München), Anke Hahn (Stiftung Deutsche Kinemathek), Ellen Harrington (DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum), Fabio Quade (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung), Stefanie Schulte Strathaus (Arsenal – Institut für Film und Videokunst)
Moderation: Borjana Gaković
Foto oben: Maya Dietrich | Medienforum HD