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100. Geburtstag Ruth Leuwerik

Ruth Leuwerik war einer der großen Stars des bundesdeutschen Nachkriegskinos der 1950er Jahre. Sie wurde am 23. April 1924 in Essen als Tochter des Kaufmanns Julius Martin Leeuwerik und seiner Frau Luise geboren. Neben ihrem Schulbesuch nahm sie privaten Schauspielunterricht und reiste 1943/44 mit dem Westfälischen Landestheater Paderborn durch Westfalen. 1944 wurde sie an die Städtischen Bühnen Münster engagiert, nach deren Schließung war sie zwischenzeitlich als Fräserin in der Rüstungsindustrie dienstverpflichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie zurück zum Theater. Zu ihrem Rollenrepertoire zählten u.a. Gretchen in „Faust“, Rosalinde in „Wie es euch gefällt“ und, an der Seite von Werner Krauß, Inken Peters in „Vor Sonnenuntergang“.

Ihr Filmdebüt gab Ruth Leuwerik 1950 in der Urlaubskomödie 13 UNTER EINEM HUT. Doch erst zwei Jahre später gelang ihr unter der Regie von Harald Braun in VATER BRAUCHT EINE FRAU der große Erfolg, ihr Partner war Dieter Borsche, mit dem sie in drei weiteren Filmen zu einem Traumpaar des bundesdeutschen Films der frühen 1950er Jahre avancierte. Sieben ihrer Filme entstanden unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner, zu den erfolgreichsten unter ihnen gehörten DIE TRAPP-FAMILIE mit Leuwerik als Novizin, die durch Heirat mit dem von Hans Holt verkörperten Baron Trapp zur „Ersatzmutter“ seiner sieben Kinder wird, und TAIGA, in dem sie eine deutsche Ärztin in einem sibirischen Kriegsgefangenenlager spielte. Ruth Leuwerik wurde für ihre Rolle als Hanna Dietrich bei den Internationalen Filmfestspielen San Francisco mit dem Golden Gate Award ausgezeichnet.

1960 nahm sie in London als erste deutsche Schauspielerin an der Royal Performance teil, ein Hollywood-Angebot der Universal schlug sie aus. Verstärkt agierte sie nun in Filmen, die weibliches Rollenverhalten zeittypisch problematisierten wie bspw. in DIE IDEALE FRAU das Engagement von Frauen in der Politik. Durch ihre Darstellung selbstbewusster Frauen etablierte sie sich schnell als Gegenpol zur gefühlsbetonten Maria Schell und war vor allem beim weiblichen Kinopublikum beliebt. Zu Beginn der 1960er Jahre erhielt Ruth Leuwerik zudem Gelegenheit, ihr komödiantisches Talent im Film zu demonstrieren: in EINE FRAU FÜRS GANZE LEBEN als patente Adelige, die sich und ihre Familie mit Humor über Widrigkeiten im Berlin der Jahre 1902 bis 1946 rettet. Leuweriks eindringliche Darstellung in der Rolle als Schauspielerin und Ufa-Star Renate Müller in Gottfried Reinhardts LIEBLING DER GÖTTER (1960) gilt als ein künstlerischer Höhepunkt ihrer Filmlaufbahn. 1961 war sie an der Seite von Peter van Eyck in dem Drama DIE STUNDE, DIE DU GLÜCKLICH BIST zu sehen.

Als es in den 1960er Jahren zur kommerziellen Krise des deutschen Starkinos kam, setzte Leuwerik ihre Karriere erfolgreich im Fernsehen fort. Zu ihren TV-Arbeiten der 1970er Jahre zählten u.a. Gastauftritte in den Krimi-Serien „Der Kommissar“ und „Derrick“ sowie die Rolle der Konsulin in der mehrteiligen „Buddenbrooks“-Verfilmung von Franz Peter Wirth.

Die Thomas Mann-Bearbeitung „Unordnung und frühes Leid“ war 1976 ihr letzter Kinofilm. In den 1980er Jahren zog Ruth Leuwerik sich vom Schauspiel zurück, engagierte sich als Vorsitzende des Auswahlgremiums für den Bayerischen Filmpreis und als Schirmherrin der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Text: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film © 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München.

Bild: Quelle: DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

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